neue Katze kommt nicht aus ihrem Versteck

[Verwirrter0815]

Hallo,
wir haben seit einer Woche wieder eine Katze (ca. 2J). Im Gegensatz zur Ersten, ist diese diesmal aus dem Tierheim. Dort war sie noch in einer Gitterbox, da sie vor kurzem kastriert wurde.
Nach den Tipps des Tierheims bekam sie erstmal ein eigenes katzengerechtes Zimmer. Tagsüber ist sie permanent in ihrer „Höhle“, ein überdachtes Katzenbett. Das verlässt sie nur zum Fressen.
Am Anfang lag sie immer ganz hinten quer. Mit der Zeit wird sie immer entspannter und kommt schon etwas näher zur Öffnung.
Ab dem ersten Tag konnten wir sie auch streicheln. Ab und zu kommt zu Beginn ein Fauchen und sie stellt sich ängstlich hin. Aber während des Streichelns merkt man deutlich, wie sie entspannt und sich wieder hinlegt. Manchmal dreht sie sich sogar, damit die andere Seite auch was abbekommt. Selbst das Auskämmen des Felles ist kein Thema. Da bleibt sie entspannt.
Nach Anraten des Tierheimes legen wir uns auch regelmäßig einfach davor, ohne etwas zu machen.
Dank einer Wildkamera wissen wir aber, dass sie nachts wie ausgetauscht ist. Sobald Ruhe im Haus ist (gegen 20:30), ist sie nicht mehr zu halten. Da kommt sie raus und untersucht alles, spielt und guckt aus dem Fenster. Sie verhält sich wie eine ganz normale Katze. Zum Ruhen nutzt sie jetzt das Bett statt der Höhle. Aber sobald wieder Geräusche im Flur sind, die in Richtung ihrem Zimmer kommen, ist sie wieder in der Höhle verschwunden.
Kann es sein, dass sie mit Menschen in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen gemacht hat?
Was kann man machen, damit sie sich auch mal tagsüber aus der Höhle traut und uns vertraut?

[CheKaMiLi]

Das ist ganz normales Katzenverhalten. Mein Katzensitter haben während ich im Krankenhaus war von 4 Katzen nur 2 streicheln können. Einer hat sie aus sicherer Entfernung immer gut beobachtet und von einer haben sie mal ne Schwanzspitze gesehen.

Einfach mal ins Zimmer setzen und laut vorlesen, Leckerlitüte dabei und immer mal rascheln damit. Und wichtig: nicht beachten. Du liest den Wänden vor, nicht den Katzen.
Sie wird dann ganz langsam merken, dass du nicht gefährlich bist und in 1 Woche rauskommen. Alles früher wäre gigantisch

Oder einfach mal ein paar Nächte in dem Zimmer schlafen. Da kann sie dich ja untersuchen wenn du schläfst.

[Peso]

Was kann man machen, damit sie sich auch mal tagsüber aus der Höhle traut und uns vertraut?

Abwarten und Tee trinken.

Eine Woche Aufenthalt ist nicht lang. Viele neue Eindrücke sind auf die Katze eingestürmt, neue Umgebung, neue Menschen, neue Gerüche. Das muß erstmal verarbeitet werden. Du schreibst, in der Nacht ist sie unterwegs. Das ist ein gutes Zeichen. Mit zunehmender Sicherheit wird sie sich auch am Tag zeigen, die Neugier siegt irgendwann doch. Das kann Mensch gepflegt aussitzen. Sie ist auf einem guten Weg und Du hast die erste Katzenlektion bereits gelernt:
Geduldig sein.

[Stadtkatze]

Hallo @Verwirrter0815

ich hatte das Glück, dass beide meiner Katzen nach Ankunft sofort aus der Box sind und ihr Zimmer erkundet haben. ABER das Verhalten deiner Katze ist absolut normal. Sie braucht einfach etwas Zeit - es ist eine völlig neue Umgebung, fremde Menschen da muss sie sich erst einmal einfinden.
Ignorieren wird bei Katzen meist als höflich bewertet, daher nicht zu viel "Druck" aufbauen. Tipps wurden schon genannt. Einfach mal rein setzen und laut lesen oder sich mit etwas beschäftigen. Wenn du merkst, dass Interesse/Neugier besteht würde ich versuchen mit einer Angel mit mir selbst zu spielen, um zu sehen ob sie mitmachen wollen würde.

Das wird schon, einfach nur etwas Geduld haben

[cyber-cat]

Sie braucht noch etwas Zeit, gute Tipps hast Du schon bekommen

Ab dem ersten Tag konnten wir sie auch streicheln. Ab und zu kommt zu Beginn ein Fauchen und sie stellt sich ängstlich hin. Aber während des Streichelns merkt man deutlich, wie sie entspannt und sich wieder hinlegt. Manchmal dreht sie sich sogar, damit die andere Seite auch was abbekommt. Selbst das Auskämmen des Felles ist kein Thema. Da bleibt sie entspannt.

Ich bin ehrlich gesagt etwas über diesen Teil "gestolpert", ich würde sie in ihrer Höhle komplett in Ruhe lassen. Sie bestimmt das Tempo und wenn sie soweit ist, wird sie zu Euch kommen und sich streicheln lassen.

Gibt es einen Grund, warum das Tierheim so eine junge Katze in Einzelhaltung vermittelt?
Was wisst Ihr über ihre Herkunft, das könnte auch helfen, ihr Verhalten besser einzuordnen?

[Verwirrter0815]

Danke für die vielen schnellen Antworten.

Gibt es einen Grund, warum das Tierheim so eine junge Katze in Einzelhaltung vermittelt?
Was wisst Ihr über ihre Herkunft, das könnte auch helfen, ihr Verhalten besser einzuordnen?

1) Laut Tierheim wurde sie vor kurzem kastriert und daher noch nicht zurück zu den Anderen gegeben.
2) Sie ist von einem Bauern. Entweder in der Scheune gefunden oder dort gelebt.

Wir hatten jetzt nochmal Kontakt mit dem Tierheim. Da wurde uns mitgeteilt, weil sie so schüchtern ist, könne sie nicht ins große Gehege. Wenn wir sie nicht mitgenommen hätten, wäre sie in eine Pflegefamilie gekommen.
Keine Ahnung was das zu bedeuten hätte.

[Verwirrter0815]

Dank der vielen nützlichen Tipps hier im Forum hat sich das Ganze gut entwickelt.
Ein Update nach 6 Wochen.

Unter dem Bett (relativ hoch, da normalerweise Rollschieber drin sind) ist mittlerweile ihr „Sicherheitsbereich“. Dort zieht sie sich immer zurück, wenn sie in Ruhe gelassen werden will. Für uns der Tabu-Bereich.
Wenn wir vor dem Bett sind, kommt sie immer schneller hervor. Meist fängt sie schon unterm Bett an mit Schnurren. Dann geht sie in ihre „Höhle“ und wartet auf die Streicheleinheiten. Nur dort können wir sie berühren. Sie hat auch kein Problem mit Fellpflege o.ä.
Nach und nach haben wir Zimmer für Zimmer „freigegeben“. Mittlerweile bewegt sie sich auf der ganzen Etage. Das Verstecken unterm Bett oder Sofa hat sie abgelegt.
Aber es ist immer noch, dass der gesamte Wohnbereich, außer Bett und Höhle, so eine Art Respektzone ist. Maximal bis auf einen Meter lässt sie uns ran, dann setzt der Fluchtreflex ein.

Seit drei Tagen ist aber auf einmal alles anders. Vielleicht kann mir das Jemand erklären.
Wenn wir, wie gewohnt, uns vor das Bett legen, fängt sich sofort an mit Schnurren und kommt raus. Geht Richtung Höhle, aber vorbei und ab ins Nachbarzimmer.
Wir können uns nicht vorstellen, dass sie auf einmal keine Streicheleinheiten mehr will. Liegt es ggf. daran, dass sie jetzt die ganze Etage benutzen kann?

Das große Phänomen ist aber die Nacht. Von Beginn an, ist sie nachts wie ausgewechselt. Da geht sie um, als wenn es keinen Morgen gäbe. Durch den Jagdtrieb fliegt das Spielzeug durchs Zimmer. Kletterbaum rauf und runter. Bett und Fensterbrett sind auch kein Tabu. Tagsüber wird das Spielzeug / Kletterbaum komplett ignoriert. Auch geht sie tagsüber nicht aufs Bett / Fensterbrett.
Wir haben eine Wildkamera aufgestellt und mussten feststellen, dass sie die ganze Nacht durchmacht. Es werden pro Nacht mehr als 400 Videosequenzen a 10sec mit systembedingten mind. 10sec Pause aufgenommen. Zwischen zwei Videos sind vereinzelt max. 5Min Pause.

Kann uns bitte Jemand Tipps geben, wie wir das Thema Fluchtreflex in anderen Zimmern in den Griff bekommen. Es scheint fast so, als werden wir außerhalb ihres Zimmers als Gefahr wahrgenommen.

[FlashErase]

Um ihr weitere Sicherheit zu geben, solltet Ihr sie in den anderen Zimmern höflich ignorieren. Nicht anschauen, nicht ansprechen aber sich weiter normal im Zimmer bewegen. Erst wenn sie von selbst auf Euch zukommt reagiert Ihr auf sie.

Langfristig wäre eine charakterlich ähnliche Freundin im gleichen Alter aber eine ganz wichtige Sache. Katzen sind zwar Einzeljäger entgegen veralteter Lehrsätze aber keine Einzelgänger sondern sehr soziale Tiere. Eine Freundin kann ihr Sachen bieten, die Ihr beim besten Willen nicht leisten könnt. Sei es katzentypische Kommunikation oder körperliche Zuwendung. Ihr werdet Euch sicher nicht überwinden können, ihr die Ohren oder den Hintern sauberzulecken.
Auch gibt ihr eine souveräne Freundin mehr Sicherheit im Umgang mit Euch.
Anderenfalls könnten in Zukunft aus Einsamkeit entstehende Probleme wie Wildpinkeln, Zerstörungswut, Angriffe oder Lethargie entstehen.

[Tiedsche]

Mein Scheuchen hat sich alles von den anderen Katzen abgeschaut. Katzen sind da wie Menschen auch. Man lernt auch super durch zuschauen. Gerade weil sie nicht in einem Haushalt groß geworden ist werden ihr andere Katzen helfen nachhaltig Vertrauen zu fassen.
Die Nachtaktivität ist auch völlig normal bei "Draußenkatzen". Auch da würde eine Freundin helfen den Tag- Nachtrhythmus umzustellen.