Braucht Henry einen Kumpel?

Wie verstehe ich meine Katze?
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Tessa267
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Braucht Henry einen Kumpel?

Beitrag von Tessa267 »

Hallo an euch,

mein Name ist Tessa, ich bin neu hier, und mein Kater Henry und ich benötigen ein bisschen „Input“ von Katzenmenschen.
Ich hole etwas weiter aus, und hoffe, nichts zu vergessen.

2016 habe ich Henry und seine Schwester Ruby aus dem spanischen Tierschutz adoptiert, da waren sie etwa drei Monate alt. Die beiden haben als Kitten viel gekuschelt, und gegenseitiges Putzen fand auch statt. Je älter sie wurden, desto weniger wurde gekuschelt. Als Teenies wurde kaum noch geschmust. Sie waren im Erwachsenenalter eher nur nebeneinander statt miteinander, und es gab häufiger mal Kloppe für Ruby von Henry, wenn er von mir nicht die Aufmerksamkeit bekam, die er wollte. Blut ist nie geflossen, aber dafür flogen ordentliche Fellbüschel durch die Wohnung. Ganz selten haben sie sich gegenseitig geputzt, aber kuscheln fand gar nicht mehr statt. Futterneid herrschte ebenfalls von Henrys Seite, und er hat öfter mal so geschlungen, um Rubys Napf dann auch noch zu kapern, dass dann die komplette Magenladung wieder ausgekotzt wurde. Auf dem Sofa lag immer Henry links, Ruby rechts von mir.

Nun musste ich Ruby im Januar dieses Jahres einschläfern lassen, da sie eine OP bzw. die Narkose und danach die Schmerzmittel nicht vertragen hat und die Nieren aufgegeben haben. Das hat mir das Herz gebrochen, und ich habe es nach wie vor nicht vollständig verarbeitet. Natürlich weiß ich, dass es für sie das einzig Richtige war, sie gehen zu lassen, da gab es keine Sekunde des Zögerns. Aber mein Herz? Puh.

Und hier kommt die eigentliche Frage: Versuche ich, Henry einen neuen Kumpel dazu zu holen? Braucht er das? Ich bin als Ehrenamtliche im Tierheim, und habe dort mit der „Katzenfrau“ gesprochen. Nach 45 Minuten war ich leider nicht schlauer als vorher. Das Internet sagt einem tausend verschiedene Möglichkeiten, von „unbedingt, nur zu zweit sind Katzen glücklich“ zu „wenn dann auf jeden Fall ein Kitten, das hat erstmal Welpenschutz und macht die Zusammenführung viel einfacher“ zu „nur ein Tier im selben Alter und Geschlecht“ ist da alles dabei.

Ich beschreibe mal, wie Henry und ich leben. Henry ist jetzt 8 ½ Jahre alt, und wiegt etwa 6,5 kg.

Die Wohnung ist 55 qm, schön aufgeteilt, mit eingenetztem Balkon für die Miezen. Ich arbeite Vollzeit, mache aber einmal die Woche Homeoffice, oft sogar zweimal. Henry hat zwei große Kratzbäume, einen Trinkbrunnen, und auf dem Balkon mehrere Töpfe mit Gras, sowie natürlich einen Catwalk, damit er alles beobachten kann. Sollte ich mal über Nacht weg sein, habe ich zwei wunderbare Nachbarn, die sich stundenlang zu Henry setzen, mit ihm schmusen und spielen.

Henry war immer schon eher Typ „Golden Retriever“, folgt mir auf Schritt und Tritt (schon seit er als Kitten eingezogen ist) durch die Wohnung, setze ich mich, springt er mir auf den Schoß, lege ich mich hin, drückt er sich direkt in meine Armbeuge. Nachts ist er mit im Bett, und steht nur zum Fressen oder Toilettengang auf, kommt aber dann direkt zurück. Er redet unglaublich viel, was sicher auch der Rasse seiner Mama (MaineCoon) geschuldet ist. Er plappert und plappert und plappert. Er ist sehr anhänglich, kommt aber, wenn er allein ist, auch gut klar. Er macht keinen Blödsinn, frisst keine Pflanzen an, kratzt nicht an Möbeln, und ist ein toller Kerl. Abends vor dem Schlafen spielen wir solange er möchte mit der Angel, dann bekommt er noch einen kleinen Snack, und ab ins Bett. Er ist mein Seelentier.

Aber: Ich spreche eben nicht seine Sprache. Vermisst er das? Er wirkt auf mich recht zufrieden. Er schläft mehr als vorher, jedenfalls fühlt es sich für mich so an. Dieses schwallartige Erbrechen direkt nach dem Futtern kommt kaum noch vor, da er weiß, dass ihm niemand etwas klaut (nicht, dass Ruby ihm je Futter geklaut hätte, aber er dachte eben, sie könnte es, wenn er nicht aufpasst). Ab und zu hat er seine höchst unterhaltsamen fünf Minuten, knallt mit einem Springi durch die Wohnung, fliegt von rechts nach links an die Kratzbäume und macht mal Quatsch. Aber alles in allem ist er eher ruhig, und umso glücklicher, je mehr Zeit er bei/an mir verbringt.

Ich weiß einfach nicht, was hier das Richtige ist, möchte ihm sein Glück nicht nehmen und stressen, wenn er gar keinen Kumpel braucht. Möchte ihm aber umgekehrt natürlich auch eine Beziehung zu einer Katze ermöglichen, sollte er sie denn brauchen. Denn: Ins Nachbarhaus sind nun Menschen eingezogen mit Miez, welche auch einen eingenetzten Balkon hat. Wenn die Miez draußen auf ihrem Kratzbaum sitzt, ist Henry sehr gebannt und interessiert, mit nach vorn gerichteten Ohren und aufmerksamem Blick.

Bitte teilt eure Meinungen mit mir, Empfehlungen, Ideen. Herzlichen Dank! (Und Entschuldigung für den überaus langen Text)
Tessa und Henry

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Tiedsche
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Re: Braucht Henry einen Kumpel?

Beitrag von Tiedsche »

Herzlich Willkommen.
Kurz und knapp: Ja, ich finde es sollte eine 2te Katze einziehen
1. ist er Einzelkatze ohne die Möglichkeit Kontakte nach außen zu pflegen und scheinbar sehr an Kontakt interessiert (jetzt natürlich hauptsächlich Mensch)
Er ist erst 8 Jahre und sollte seine letzten hoffentlich 10 Jahre nicht vereinsamen.

2. Er ist schon ruhiger geworden UND klebt an dir.
Ein Zeichen, dass einfach zu wenig passiert. Manche Katzen schlafen nur noch. Das ist kein Zeichen von Zufriedenheit, sondern von Unterforderung

3. Er hat sein Leben mit einer Katze gelebt und Spanier sind idR soziale Tiere. Er ist die Interaktion gewöhnt und deshalb hast du jetzt die Chance ihn noch gut vergesellschaften zu können.
Wie du gesehn hast ist Katze und Kater oft nicht mehr so passend, weil sie als erwachsene Tiere andere Hobbies haben :haare:
Unterhaltsame Beschreibung: https://haustierwir.blogspot.com/2011/0 ... kater.html
Nur weil sie nicht gekuschelt haben heißt das nicht, dass er keine Gesellschaft braucht. Viele Katzen finden Nähe mit höflichem Abstand als Erwachsene sehr angenehm und genießen diese Nähe.
Über ein Kitten würde ich nicht nachdenken. Du beschreibst ihn als Jemanden, der durchaus seine Ressourcen verteidigt (Essen, Mensch....)und gerne körperlich wird (Raufversuche mit Schwester). Da ist ein Zwerg weder für deine Nerven eine gute Wahl (da heult das Mamaherz), noch für den Zwerg, der ihm kräftemäßig hoffnungslos ausgeliefert ist. Er braucht Jemanden, der ihm auch Grenzen setzen kann UND seine Hobbies teilt und nicht von seiner Übergriffigkeit genervt ist.
Im Zweifel werden gerne 2 Kitten empfohlen...aber hier geht es ja um ein geeignetes Gegenüber für deinen Kater und nicht um neue Katzen für dich. Am meisten wird er von einem passenden Zweitkater oder einer taffen Kätzin profitieren.

4.Auch für dich ist es entspannter, wenn der Kater in der Woche, abends oder im Urlaub Gesellschaft hat.
Dann kann man leichter loslassen


Problem: Ein älteres (4-8...?) soziales Tier mit passendem Charakter zu finden ist schon zeitaufwändig und gefallen soll es dir ja auch.
Es wird Zeit brauchen.
Eine Vergesellschaftung wird auch Zeit und Nerven kosten, das muß dir bewußt sein.
Aber es lohnt sich für dich und den Kater :)

Meine letzten Katzen kamen auch mit 5 aufwärts als Gesellschaft zu erwachsenen Katzen. Mal ging es ganz flott und mal hat es gedauert. Es war aber immer eine gute Entscheidung und die Katzen haben gute Teams gebildet. Auch jetzt, obwohl keine mit der anderen kuschelt.
Bild
Meine 3 Sternensenoritas, R.E.M. und....viewtopic.php?f=71&t=1107

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Re: Braucht Henry einen Kumpel?

Beitrag von Birkenreh »

Ich möchte mich @Tiedsche vollumfänglich anschließen! Vielleicht findet Du ja einen Spanier für Henry. Da dürfte das Wesen recht ähnlich sein.
Spanische Kater sind eigentlich recht nette aufgeschlossene Kerle!, kann ich aus eigener Erfahrung sagen.

Tessa267
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Re: Braucht Henry einen Kumpel?

Beitrag von Tessa267 »

Das alles bestätigt meine innere Ahnung, dass mein Henry nicht glücklich ist.
Nun, dann werden die bekannten Tierschutzseiten jetzt mal durchgestöbert. Lange Rede kurzer Sinn, ich habe eben schon die erste Mail geschickt für eine schwarze Miez aus dem selben Tierheim, aus welchem meine beiden damals kamen in Spanien.

Ich danke euch herzlich!

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Re: Braucht Henry einen Kumpel?

Beitrag von Tiedsche »

Ich hab meine Katzen mit Ausnahme des letzten Katers immer als Direktbestellung aus Spanien oder Rumänien. Das nur als Anmerkung, dass ich nicht gegen Direktvermittlungen bin.
Aber......ich würde dir empfehlen erstmal in D auf Pflegestellen zu schaue. Bestellst du eine Katze im Ausland wird hier ein Überaschgungs-Ei ankommen. Wenn du ein Tier von einer Pflegestelle nimmst lebt das meist unter Alltagsbedingungen und nicht unter Dauerstress und die Pflegestelle kann mehr über sein wahrscheinliches Verhalten sagen im Allgemeinen und anderen Katzen gegenüber sagen. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass du ein charakterlich passendes Tier bekommst. Viele Tierheime im Ausland, auch Spanien, arbeiten mit deutschen Vereinen zusammen, die auch meist Tiere auf PS haben.
Es muß aber auch kein Spanier sein. Hauptsache Temperament und Charakter passen.
Schau in den Foren. Da gibt es oft Notfellchenbereiche wo Pflegestellen ihre Pflegekatzen aus dem In- und Ausland vorstellen. Meist sind es jüngere Tiere, aber es gibt auch andere.
Hier die Ukrainer im Notfellchenbereich haben auch oft ältere Katzen im "Angebot" Da lohnt sicher auch eine Nachfrage.
Diesen Weg würde ich gehen. Die Tierheime in Spanien können dir aber sicher auch ihre Partner mit PS mitteilen.

Wenn eine Vermittlung schief geht ist es für die Katzen auch weniger stressig auf ihre alte PS zurück zu gehen als dann wieder in ein neues Zwischenzuhause zu gehen.

Ich hab mal kurz geschaut...zB viewtopic.php?t=7455
Trotz seines Alters spielt Momo sehr gerne. Besonders mag er Spielzeug, das sich bewegt – er jagt ihnen mit großem Eifer hinterher.
Mit anderen Katzen verhält er sich freundlich, ist nicht konfliktscheu und könnte gut Teil einer Katzengruppe werden.
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