Seit einigen Wochen habe ich täglich Besuch von einer Kohlmeise. Sie bekommt ein paar leckere Bissen, setzt sich auch mal auf mich und ist überhaupt recht kess.
Heute ist mir aufgefallen, dass mit ihr etwas nicht stimmt. Sie wirkte nicht ganz so kess, eher abgeschlagen und schläfrig. Gerne hätte ich sie meiner TÄ vorgestellt, aber die ist im Urlaub.
Mir fiel ein, dass mir wenige Orte weiter mal eine Vogelstation von einer ornithologischen Gesellschaft als sehr kompetent empfohlen wurde. Also habe ich erst angerufen und bin dann ohne Meise hingefahren, um ein derzeit nicht lieferbares Medikament abzuholen.
Eine Dame von 80 Jahren betreibt diese Station völlig alleine und ohne jegliche finanzielle Unterstützung! Ich war fassungslos. Ich hatte noch einige Fragen, aber selbst ein kurzes Gespräch war fast unmöglich, weil ihr Telefon alleine während dieser 10 Minuten 4 x klingelte.
Überall piepste, rief und bettelte es. Kurz vor mir wurden gerade 2 kleine mutterlose Amseln abgeliefert, ein Körbchen weiter ein anderer Neuzugang - ein winzig kleiner Zaunkönig. Seine 4 Geschwister und die Mama wurden von der Katze gefressen. Natur eben, sagte die Überbringerin. Daneben eine Blaumeise, die einer Katze schwer verletzt entkam. Sie wird immer Pflegefall bleiben. Eine minikleine Schwalbe im nächsten Korb. Als ich ging, kam ein junger Stieglitz, 4 verwaiste Schwalben wurden gerade telefonisch angekündigt. Es gab noch weitere Neuzugänge im Ankunftszimmer, aber ich wollte der Frau nicht die wertvolle Zeit stehlen.
Ich war wirklich richtig erbost über diesen Verein, der die Empfehlung gab. Alles so echte Labertaschen, die ihre Freizeit mit Vogelbeobachtung und -Kartierung, schön geruhsam durchs Grüne schlendernd, verbringen. Dann werden launige Stammtische abgesessen und am Jahresende wird jede gefundene Vogelfutter hübsch für die Ewigkeit akribisch notiert und abgesegnet.
Und so eine alte Dame macht ganz alleine die richtige Arbeit und sieht keinen Cent für Unmengen Futter und Material. Ein Bekannter kommt an gutes Futter mit großem Rabatt und bringt ihr die 25 kg Säcke bis vor die Näpfe, aber niemand vom Verein, der sie überall empfiehlt.
Es ist doch ein Trauerspiel, egal welche Tiere und egal, wo man hinguckt.
Das musste ich mal loswerden, weil es mich so ärgert. Ich werde ihr in den nächsten Tagen wenigstens Futter zukommen lassen, obwohl tatkräftige Unterstützung sicher noch nötiger wäre.
Mein Meischen hatte sich derweil schon schlafen gelegt. An der Stuhllehne auf der Terrasse hängt ein großer Stoffbeutel, vollgestopft mit Heu. Damit wollte ich eigentlich noch ein neues Katzenkörbchen auspolstern. Zu spät! Jetzt gehört es ihr. Sie hüpft seit einigen Tagen jeden Abend da rein und schläft tief ins Heu gekuschelt fest und selig. Bis sie ihre Schlafposition gefunden hat, ist das ein ziemliches Geraschel und Gekruschpel da drin. Hoffentlich wird sie wieder gesund.
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) Er sitzt auf dem Gartenhausdach und wenn ich rauskomme gibt es ein paar Mehlwürmer oder eine Stückchen Meisenknöddel.
