Ein passionierter Jäger kritisiert die gängige Jagdpraxis

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Barbarossa
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Ein passionierter Jäger kritisiert die gängige Jagdpraxis

Beitrag von Barbarossa »

Hallo,

wen die abscheulichen Hintergründe zur Jagd in der Natur vor unserer Haustür interessieren, der kann sich gerne die heutige Mail von Kurt Eicher durchlesen. Ekelhaft, wie unter dem Deckmäntelchen "Natur- und Tierschutz" Tiere zu Tode gequält werden, nur um niedere Instinkte zu befriedigen. Es gibt keinen plausiblen Grund, gesunde Tiere mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln hochtechnisiert zu bekämpfen. Sollen die Jagdscheininhaber doch wenigstens öffentlich dazu stehen und nicht systematisch versuchen, die Bevölkerung zu verdummen. Unter sich, in ihren Foren beispielsweise, sind sie erheblich offener und übertrumpfen sich in Brutalität und Tierhass.


Drückjagden: Nur 30% der Wildtiere beim ersten Schuss tot



Bis zu 70 Prozent der Wildtiere sind bei Treib- und Dürckjagden nicht beim ersten Schuss tot - auf diese Tierschutzproblematik weist die Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz in den TVT-Nachrichten 2/2011 hin. Untersuchnungen zufolge seien bei Drückjagden in Hessen nur etwa ein Drittel der Wildschweine mit Blattschuss erlegt worden, die überwiegende Mehrheit wurde `nur´ angeschossen und "wies Waidwund-, Keulen- oder Laufschüsse auf". Auch würden 60 Prozent der weiblichen Rehe Bauchschüsse aufweisen.

Diese aktuelle Stellungnahme der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz, Arbeitskreis Wildtiere und Jagd, wird durch die Aufzeichnungen eines und Nachsucheführers, also eines Mannes, der mit Jagdhunden zur "Nachsuche" losgeschickt wird, wenn Tiere angeschossen wurden, bestätigt.

Bernd Krewer, passionierter jagender Förster und Nachsucheführer, schrieb in seinem Buch "Über Hirsche, Hunde und Nachsuchen" (1998, Neudamm-Neudamm, 2. Aufl.):
"... ich habe rund 1000 Nachsuchen auf Sauen mit meinen Schweißhunden durchgeführt. Wie oft kann der Jäger nicht einmal angeben, wie die beschossene Sau im Schuss gestanden hat, ob er also auf die rechte oder linke Körperseite geschossen hat. Es wird also irgendwo auf den dunklen Klumpen geballert, von dem man nicht einmal erkennen kann, wo vorne und hinten ist. " (ebda., S.80)

Die Folge: Das Tier ist nicht tot, sondern angeschossen. Es flieht unter Schmerzen und in Todesangst - mit zerschossenen Beinen, mit heraushängenden Eingeweiden, in die es sich beim Laufen verfängt und welche die "Pirschzeichen" für die Nachsuche hinterlassen, mit zerschossenem Kiefer, so dass es dem Tod durch Verhungern und Verdursten ausgeliefert ist oder mit nicht sofort tödlichen Lungenschüssen an, welche viele Rehe weite Strecken flüchten lassen, bevor sie verenden.

Der Nachsucheführer kommt zu dem Schluss: "Wir sollten froh sein, dass solche Dinge nicht allzu häufig ans Licht der Öffentlichkeit kommen, es sähe mit unserem Anspruch, Naturschützer zu sein, nicht sehr gut aus. " (ebda., S.85)

Dass die Wildtiere selten richtig getroffen und zum Teil lebendig vom Jagdhund zerfetzt werden, geben Jäger untereinander in ihren Internetforen offen zu. In der Öffentlichkeit und in offiziellen Verlautbarungen der Jagdverbände wird dann behauptet, die Tiere wären sofort tot, sie würden schmerzfrei sterben und nicht einmal den Schuss mehr hören.

Doch immer weniger Menschen glauben dieses "Jägerlatein" - das zeigen auch die vielen Zuschriften an die Initiative zur Abschaffung der Jagd:
http://www.abschaffung-der-jagd.de/reak ... index.html

Nachsucheführer Bernd Krewer ist überzeugt: “Wenn es den „Tierschützern“ gelänge, einen vielbeschäftigten Schweißhundeführer „umzukrempeln“, wären wir einen Tag später die Jagd endgültig los. Es muss sich vieles im Tun und Lassen der Jägerei ändern, wollen wir vor der immer kritischer werdenden Bevölkerung bestehen und von ihr das Mandat für den Fortbestand unserer Jagd bekommen. Wenn die Gesellschaft die Jagd nicht mehr akzeptiert, wird sie verschwinden und durch andere Formen der Nutzung und Regulierung ersetzt werden.“ (ebda., S.180)

Drückjagd: Wildschweine auf Autobahn getrieben

Während der Jagdsaison in Herbst und Winter sind die Zeitungen voll mit Meldungen über Wildunfälle. Doch im Grunde sind es nicht die Tiere, welche den Straßenverkehr gefährden, sondern die Jäger: Denn Wildschweine und Rehe befinden sich auf der Flucht vor den tödlichen Kugeln. Insbesondere die jetzt überall statt findenden Treib- und Drückjagden sind eine Gefahr für Autofahrer.

Aktueller Fall: Aufgescheucht durch eine Drückjagd flüchtete im schwäbischen Mundelsheim eine Rotte Wildschweine auf die Autobahn. Dies berichten die Stuttgarter Nachrichten am 28.12.2011. Zwei Wildschweine seien in der Nacht gegen 0.25 Uhr auf der Fahrbahn in Richtung Würzburg von einem Sattelzug erfasst und getötet worden. An dem Lastwagen sei ein Schaden von rund 5000 Euro entstanden. Nachdem am Morgen erneut Wildschweine auf der Autobahn gemeldet wurden, musste die Polizei die rechte Spur und einen Verzögerungsstreifen zum Parkplatz sperren.

Treib- und Drückjagden sind somit nicht nur grausame Tierquälerei, sondern darüber hinaus auch eine Gefahr für Autofahrer – sowie für Erholungssuchende in Wald und Flur: Spaziergänger, Radfahrer, Reiter...

(Kurt Eicher - Initiative zur Abschaffung der Jagd)



Und was denkt die uninteressierte Durchschnittsbevölkerung?: Es gibt so viele Wildschweine, dass sie sogar die Autobahnen unsicher machen. Die müssen stärker bejagt werden... :zens:
Viele Grüße von Kai mit Dunja (01.09.20), ihren Kindern Kim (01.06.21), Alex und Micky (06.10.21)
Unvergessen Matzi 01.05.98-05.05.14 - Moritz 01.05.98-25.11.16 - Tinki 06.12.12-30.04.21

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Claudia
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Re: Ein passionierter Jäger kritisiert die gängige Jagdpraxi

Beitrag von Claudia »

Barbarossa hat geschrieben:Unter sich, in ihren Foren beispielsweise, sind sie erheblich offener und übertrumpfen sich in Brutalität und Tierhass.
Ich hatte unlängst das zweifelhafte Vergnügen, da mal ein wenig rein zu lesen. Es war widerlich.
Barbarossa hat geschrieben:Und was denkt die uninteressierte Durchschnittsbevölkerung?: Es gibt so viele Wildschweine, dass sie sogar die Autobahnen unsicher machen. Die müssen stärker bejagt werden... :zens:
Ich muss zugeben, dass ich mich da nicht rausnehmen kann.
Bis vor kurzem habe ich mich herzlich wenig interessiert für das Thema Jagd - findet statt, ich finds nicht toll, aber es passiert ja nicht hier neben mir.
Ist eigentlich erst seit den Gesprächen z.B. mit dir anders geworden.

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rlm
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Re: Ein passionierter Jäger kritisiert die gängige Jagdpraxi

Beitrag von rlm »

Barbarossa hat geschrieben: Ekelhaft, wie unter dem Deckmäntelchen "Natur- und Tierschutz" Tiere zu Tode gequält werden, nur um niedere Instinkte zu befriedigen. Es gibt keinen plausiblen Grund, gesunde Tiere mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln hochtechnisiert zu bekämpfen. Sollen die Jagdscheininhaber doch wenigstens öffentlich dazu stehen und nicht systematisch versuchen, die Bevölkerung zu verdummen. Unter sich, in ihren Foren beispielsweise, sind sie erheblich offener und übertrumpfen sich in Brutalität und Tierhass.
Dem kann ich natürlich nur zu stimmen.

Wenn man in den Jagdforen liest, bekommt man die Perversität der Jäger nochmal so richtig bestätigt.

Dort geben sie auch zu, was ansonsten bestritten wird: sie töten aus Lust.
Barbarossa hat geschrieben: Und was denkt die uninteressierte Durchschnittsbevölkerung?: Es gibt so viele Wildschweine, dass sie sogar die Autobahnen unsicher machen. Die müssen stärker bejagt werden... :zens:
Ja, es ist erschreckend, das sehr viele Menschen so denken, man erlebt es leider ständig.

-- Mi 28. Dez 2011, 21:03 --
Claudia hat geschrieben: Ich muss zugeben, dass ich mich da nicht rausnehmen kann.
Bis vor kurzem habe ich mich herzlich wenig interessiert für das Thema Jagd - findet statt, ich finds nicht toll, aber es passiert ja nicht hier neben mir.
Ist eigentlich erst seit den Gesprächen z.B. mit dir anders geworden.
Du hast aber nicht 'hurra' geschrien, du fandest es nicht toll, das ist für mich ein großer Unterschied.
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Kimber
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Re: Ein passionierter Jäger kritisiert die gängige Jagdpraxi

Beitrag von Kimber »

Ich habe zwei Jäger in der Familie. Mein Onkel, der klassisch Wild jagt.
Und mein Patenonkel, stinkreich und passionierter Großwildjäger.

Bei beiden weiß ich, dass sie es aus Spaß tun. Geben sie offen zu.

Ich denke, ich muss nicht erwähnen, dass ich zu beiden keinen Kontakt habe.
Viele Grüße von Kimber mit Nikita, Romeo, Kennedy und Jack Sparrow

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Schnuffi
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Re: Ein passionierter Jäger kritisiert die gängige Jagdpraxi

Beitrag von Schnuffi »

Ich bin echt entsetzt. Bis jetzt hab ich mich noch nicht so mit dem Thema befasst. Das aus Lust gejagt wird hab ich mir schon gedacht und das einiges an Alkohol im Spiel ist weiß ich auch, aber das die Tiere so leiden müssen.....Man sollte die Jagd grundsätzlich verbieten.

Gerade jetzt in der dunklen Jahreszeit hab ich immer Sorge, wenn ich in der Dämmerung oder im Dunkeln mit Päddy (Hund) laufen geh. Bei uns gibt es viel Wald und da hör ich oft ringsrum Schüsse, während wir auf den Wegen zwischen den Wiesen spazieren.
Es werden nicht gerade wenig Hunde von Jägern erschossen, weil sie sie angeblich für Wild halten. Ganz zu schweigen von den vielen Katzen die den Triebtätern zum Opfer fallen.
Grüßle aus dem Blackforest von Esther, Päddy, Emmy und Tommy im Herzen

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rlm
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Re: Ein passionierter Jäger kritisiert die gängige Jagdpraxi

Beitrag von rlm »

Es werden auch nicht wenige Hunde vor ihren Besitzern erschossen, weil sie nicht angeleint sind und angeblich wildern
(des Jägers Beute schmälern).

Verwechseln tun die Jäger eher die Menschen mit nem' Wildschwein.

40 Todesfälle gibt es jährlich durch Jäger, meißt heißt es 'Mensch (oder Jäger) mit Wildschwein verwechselt' oder 'Ehefrau vom Jäger erschossen'.

Mir gruselt es wenn ich durch den Wald gehe vor Jägern.
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