Cortison. Was bewirkt es, wann ist abzuraten?

Erkältungen, FIP, FIV, Leukose usw.
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Barbarossa
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Cortison. Was bewirkt es, wann ist abzuraten?

Beitrag von Barbarossa »

Mit freundlicher Genehmigung von FrauFreitag unserem Forum zur Verfügung gestellt.


"zuallererst: ich bin kein (veterinär)mediziner.
insofern kenne ich auch nicht alle anwendungsbereiche von cortison.

ich denke aber, dass es für den laien (also für uns, mich inkludiert) sehr wichtig ist, die funktionsweise von Cortison/ Cortisol zu verstehen, um gegebenenfalls nicht induzierte oder sogar kontrainduzierte verabreichung seitens des tierarztes zu unterbinden.

dazu kann man sich die artikel "cortison" und "cortisol" durchlesen - das reicht eigentlich fast schon.

wichtig ist es eben, zu wissen, dass cortisonpräparate auf das immunsystem unterdrückend wirken. was daraus folgt ist klar: die abwehr wird heruntergefahren. entzündungsreaktionen, die ja an und für sich erstmal natürlich und "gesund" sind, werden unterdrückt.

das KANN eine sehr gute sache sein, denn es drängt sich hieraus auch schon der vornehmliche verwendungszweck auf: autoimmunerkrankungen, also erkrankungen, deren ursache eine überschießende reaktion des immunsystems ist. dadurch werden auch diverse allergien ursächlich bedingt genauso wie felines asthma (hier kennt man den auslöser ja oft nicht bzw. man kann dann evtl. auslöser auch nicht entfernen).

sprich: cortison ist in allererster linie dort gut, wo der körper sich aus welchen gründen auch immer droht selbst zu zerstören.
felines asthma oder bronchitis, eosinophiles granulom, eosinophile keratitis usw.

was aber eben auch einleuchtet aufgrund von obigem: cortison ist IM REGELFALL NICHT DAZU GEEIGNET, bei krankheiten eingesetzt zu werden, die mit viren und/oder bakterien zu tun haben.
ich sage bewusst nicht HEILEN, weil heilen tut cortison nicht!
dass bei einer viralen und/oder bakteriellen besiedlung, egal wo, ein cortisoneinsatz deshalb in den meisten fällen HINDERLICH BIS SCHÄDLICH ist und warum - das sollte klar sein: das cortison befördert die ausbreitung derselben, während das tier nach außen hin "gesünder" wirkt, weil der körper sich unter cortison nicht wehren kann.

es gibt ausnahmen - aber die meisten mir bekannten ausnahmen sind auch russisches roulette und deuten eher darauf hin, dass man in gewisser hinsicht mit dem rücken zur wand steht:
- meine katze z.b. bekommt gerade temporär einmal wieder hochdosiert cortison. wieso? sie hat asthma und ist ohnehin auf eine behandlung mit inhalativem cortison angewiesen. dazu hat sie aber eine bakterielle besiedlung der lunge, die durch fehlbehandlung völlig eskaliert ist. das ergebnis: eine total kaputte lunge. resultierend daraus ist das asthma schlechter geworden (will sagen: sie braucht eigentlich mehr cortison) und die bakterienbesiedlung ist quasi chronisch - man bekommt sie nicht mehr weg, weil die lunge zu verschattet, zu viel gewebe tot ist (da kann ein ab auch nicht mehr wirken). jetzt bekommt sie eine dauerantibiose, entwickelt aber gerade zunehmend mehr und mehr verschleimung. ob diese nun von der kaputten lunge an sich oder von den bakterien kommt, weiß keiner. das problem jetzt aber war: aufgrund der massiven verschleimung kommt weder das inhalative cortison samt bronchienerweiterer an noch kann das ab vermutlich richtig wirken. d.h. ich habe jetzt über einige tage versucht, mit hochdosiertem cortison die produktion des bronchialsekrets zu stoppen - wohl wissend, dass es sein kann, dass ich damit die bakterienbesiedlung SO verschlimmere, dass diese nach absetzen des cortisons alles eskalieren lässt (und das tier evtl. eingeschläfert werden muss).
- ein weiterer fall: eine bindehautentzündung, die sich, meist dank herpes, schon tief in die hornhaut gefressen hat - ergo eine keratitis. hier setzt man teils cortison ein, weil der körper auf die vorhandenen erreger so sehr reagiert, dass er die hornhaut selbst zerstört. es sollte hier eigentlich, so weit ich das weiß, dann nur dann cortison eingesetzt werden, wenn der erreger bekannt ist und zielgerichtet dagegen behandelt wird (mit virostatika bzw. ab) - und selbst dann ist es auch wiederum russisches roulette: es kann sein, dass es gut geht und der körper das auge nicht weiter selbst schädigt, während die anderen medikamente den erreger auslöschen. es kann aber eben auch sein, dass durch das cortison die anderen erreger erst richtig aufblühen - und man dadurch die situation verschlimmert hat.


meines erachtens nach und auch meiner erfahrung nach verstehen das die meisten tierärzte nicht. und wissen z.b. auch nicht, was man mit einer mischung aus nicht adäquat ausgewählter antibiose und zusätzlichem cortison anrichten kann: dass man, wenn eine bakterielle besiedlung vorliegt, und man dann bei einer "normalen" erkrankung cortison gibt, diese damit aller wahrscheinlichkeit schlimmer macht, erst recht, wenn das ab ohne erregerbestimmung gegeben wird und dann vielleicht gerade bei diesen bakterien NICHT wirkt - eigentlich sind solche gaben der richtige weg, ein tier noch viel viel kränker zu machen als vorher. und das klappt leider auch bei vielen...

hier sollte wirklich jeder tierbesitzer VIEL kritischer sein."


Danke Uli!
Viele Grüße von Kai mit Dunja (01.09.20), ihren Kindern Kim (01.06.21), Alex und Micky (06.10.21)
Unvergessen Matzi 01.05.98-05.05.14 - Moritz 01.05.98-25.11.16 - Tinki 06.12.12-30.04.21

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rlm
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Re: Cortison. Was bewirkt es, wann ist abzuraten?

Beitrag von rlm »

Ich hatte Anfang Januar in der Gummizelle vom Katerchen Robin einer Bekannten berichtet. Bei ihm wurde Katzenseuche leider erst beim dritten TA festgestellt, die andern 2 TÄ gaben ihn Cortison, somit kämpfte er leider vergebens gegen Windmühlen.

Meine Lilli hat es nun getroffen, hätte ich damals nicht zufällig von der Existenz des TA'es erfahren wo wir sind und wären beim TA hier im Ort wo wir zu Beginn der Katzenzeit waren (zum Glück nur 2 Monate, dann nochmal für einen Notfall und Kastra mancher 'Streunis'), wäre es meiner Lilli nun genauso ergangen wie Robin und mit Sicherheit auch einiger anderer Katzen. Ich finde dies hammerhart, und man kann nichts dagegen tun. Oder ob ich mal beim Vet-amt nachfrage, ob die Behandlungsmethoden als normal angesehen werden? Was meint ihr?
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