Streitereien in der Katzengruppe

[Willi Winzig]

Wie oft knallt es bei euch in der Katzengruppe?

Gibt es heftigere Streitereien im Mehrkatzenhaushalt? Und wie häufig kommt das bei euch vor?

[Izz]

Hm. Was genau ist mit "heftigere Streiterei" gemeint?
Mal ein paar Beispiele:
Otis ist gut gelaunt, will unbedingt spielen. Leider ist nur Izzy daheim...also pfötelt er sie an. Sie geht weg, er hinterher. Sie läuft schneller, er ebenfalls (toll, wir spielen fangen), sie flüchtet auf den Kratzbaum, er hinterher. Da rotzt, faucht sie ihn dann an, haut ihm schwungvoll die Krallen um die Ohren, sehr laut, sehr deutlich (damit auch der letzte Dödel ihren Unmut erkennt).
Ich stehe in der Küche bei Essensvorbereitungen. Volker ist neugierig, schaut mir wie gebannt und konzentriert zu. Emma kommt dazu, will kuscheln. Sie reibt ihr Köpchen an Volker. Der ist genervt, will mir lieber in Ruhe zusehen....aber Emma streicht imer wieder um ihn rum. Selbst ich sehe seinen genervten Blick...Emma übersieht ihn, macht weiter. Und schwupps, springt Volker ihr schwungvoll in den Rücken, vermöbelt sie nach Strich und Faden bis sie kreischt und flüchtet (sehr laut, sehr leidend).

Volker ist schlecht gelaunt; Futter ist blöd, Wetter ist blöd. Den halben Tagverfolgt er Izzy überallhin, auch aufs Klo. Lauert ihr auf, springt sie an, verfolgt sie. Sie flüchtet immer wieder, kreischt, wird zunehmen ängstlicher und unsicherer.

Beispiel 1 und 2 kommen hier fast täglich vor, in unterschiedlichen Konstellationen.
Und einige Leute würden das wohl tatsächlich schon als "heftige Streiterei" bezeichnen. Vergleichbar mit "Schaufel auf Kopp" oder "an den Haaren ziehen" im Kindergarten (und ja, wie im Kindergarten fühle ich mich hier manchmal wirklich *lach).
Für mich läuft das aber unter "Pack schlägt sich, Pack verträgt sich". Sind also eher "Familiengespräche" als Streiterei. Nur kurze Situationen mit berechtigter Reaktion. Keine negativen, langfristigen Folgen für irgendwen (außer meine Nerven).

Beispiel 3 ist dagegen für mich wirklich ernsthaft. Weil: Izzy nicht für Volkers Launen verantwortlich ist, lediglich als Blitzableiter herhalten soll. Bei Emma und Otis versucht er das durchaus auch, die sind aber wehrhafter. Da kriegt er selbst die Hucke voll, das findet er blöd. Izzy fällt aber bei ihm in die typische Opferrolle.
So etwas kam hier (um deine Zeitrahmen zu benutzen) früher regelmäßig -mindestens 1 bis 2mal im Monat- vor.
Seit wir unseren Weg gefunden haben (Izzys Selbstvertrauen aufbauen, Volker feste Qualitätszeiten zur Beschäftigung einräumen, dazu kurz und knackig so ein Verhalten von ihm im Ansatz unterbinden) nur noch selten...so ein- bis dreimal im Jahr versucht er es noch.

Ich bin also etwas unsicher, was ich anklicken soll.

[Willi Winzig]

Mit heftigeren Streitereien meine ich wirklich, wenn die Fellfetzen fliegen, also eine Katzenklopperei, wo sich ernsthaft zwei vermöbeln.

Du hast Recht, dass ist wirklich schwer auseinanderzuhalten. Daher interessiert mich sehr, wie es bei euch so zugeht.

Bei mir:

Socke und Manni diskutieren des öfteren, heißt Manni sitzt vor Socke und singt und Socke starrt ihn an. Ich gehe schon mal öfter dazwischen, aber auch sonst artet das fast nie aus (ich habe nur einmal mitbekommen, dass es dann Klopperei gab) Letzteres wäre für mich eine ernsthafte Auseinandersetzung.

Manni und Willi: Manni jagt Willi ab und an irgendwo hin, ist aber etwas besser geworden. Ab und an gibt es eine richtige Klopperei, wo hinterher Fell rumliegt und ich mindestens einen komplett aufgepuschelten Kater habe. Letzteres wäre dann die ernsthafte Auseinandersetzung.

Hinzugefügt nach 59 Sekunden:
Also für mich wäre interessant wie oft dein Beispiel drei vorkommt.

[Izz]

Mit heftigeren Streitereien meine ich wirklich, wenn die Fellfetzen fliegen, also eine Katzenklopperei, wo sich ernsthaft zwei vermöbeln.

Was erhoffst du dir vom Umfrageergebnis?

Meine ich ehrlich, neugierig fragend....weil...also naja, mir geht dabei die ganze Zeit im Kopf herum, dass das Ergebnis eigentlich keine Aussage in Form von "Friedliches Zusammenleben in der Katzengruppe" hat. Jedenfalls nicht bei deiner Fragestellung und bei den knappen Auswahlmöglichkeiten.

Hier fliegt eher bei den Auseinandersetzungen zwischen Emma/Otis/Volker mal Fell. Meistens natürlich nicht, aber wenn einer dabei mal wirklich angefressen ist, eben doch. Trotzdem ist es eine harmonische Dreierkombi, die ich durchaus als "Selbstläufer" bezeichnen würde. Keiner der drei trägt ernsthafte Schäden/Verletzungen davon, keiner ist dadurch in seinem restlichen Alltag/Verhalten eingeschränkt. Und keiner hat -von den nächsten 10min vielleicht mal abgesehen- wirklich Angst vor dem anderen.

Zwischen Volker und Izzy fliegt niemals Fell. Es gibt auch keinerlei großartige Drohungen, kein Gesinge. Volker greift ganz still an, Izzy kreischt erst, wenn er ihr schon in den Nacken beißt oder sich in sie verkrallt hat und selbst dann nicht immer. Sie wehrt sich bei Volker kaum noch (keine Ahnung warum), faucht vorher höchstens mal halbherzig und eher leise.
Trotzdem sind es eben genau diese "Streitereien" die ich wirklich ernst nehme und bereits im Ansatz nachdrücklich unterbinde. Weil eben hier nicht zwei gleichstarke Streithähne aufeinanderprallen, sondern ein überhebliches Großmaul (sorry, Volker) auf eine schüchterne Angstmaus. Und für die Angstmaus hat das dann weitreichende Folgen: sie mag sich nicht mehr frei bewegen, fühlt sich selbst auf ihren "Safeplaces" eben nicht mehr safe.
Niemals würde ich die beiden einfach sich selbst überlassen. Könnte ich das nicht regeln (und wäre es nicht dadurch bereits fast erledigt), würde ich sie dauerhaft trennen.

Kurz und knackig: gemobbt werden, stark unterdrückt und im Leben -im Alltag- von anderen eingeschränkt werden...alles das passiert oft ganz leise und ohne sichtbare körperliche Folgen. Ist aber nicht weniger schlimm als körperliche Mißhandlung.

Hinzugefügt nach 59 Sekunden:
Also für mich wäre interessant wie oft dein Beispiel drei vorkommt.
[/quote]
Früher oft, zeitweise täglich. Mittlerweile sehr, sehr selten.

[Willi Winzig]

Mich interessiert es, wie es in anderen Katzengruppen so läuft, was normal ist und was nicht.

Im Forum sieht man ja oft eher die andere Seite. Fotos von Kuschelkatzen und süße Geschichten findet man viele. Aber Geschichten über Katzenkämpfe in der eigenen Gruppe liest man selten, außer in Zusammenführungsgeschichten.

Da kann man schnell auf die Idee kommen, bei allen anderen ist immer Friede, Freude, Sonnenschein und alle haben sich lieb.

Das ist einfach ein Versuch, herauszufinden, was als normal angesehen wird und was nicht.

Und durch deine Antwort habe ich auch eine Idee davon, wie es bei euch läuft und wie du das siehst.

Ich würde mich freuen noch mehr Einschätzungen zu lesen.

Hinzugefügt nach 2 Minuten 58 Sekunden:
Es ist quasi ein Ergänzungsfaden zur Kuschelfrage von Fairycat

[Annette]

Richtig Erfahrung mit Katzengruppen habe ich eigentlich nicht, wir hatten nur Duos, also Kleingruppen. Bewusst erinnern kann ich mich nur an Dschinni und Alix. Als Freigänger hatten sie beide einen ganz unterschiedlichen Rhythmus, Dschinni war bis nachts um vier unterwegs, Alix als anständiges, wohlerzogenes Mädchen aus gutem Hause musste nachts drin bleiben. Dschinni sollte eigentlich auch ein anständiger Kater sein, aber er machte uns einen Strich durch die Rechnung Die beiden lebten in friedlicher Koexistenz, Kämpfe gab es keine. Alix hätte auch keinen Kampf gewonnen, sie war ein ganz zierliches Katzenmädchen von knapp drei Kilo und Dschinni ein Muskelpaket von sechs Kilo. Davon abgesehen war Alix das liebste und friedlichste Lebewesen, das ich je kennengelernt hatte, frei von jeder Boshaftigkeit Sie war ziemlich verknallt in Dschinni, aber leider zeigte er ihr die kalte Schulter Die beiden trennte altersmäßig nur ein Jahr.

Also Gruppe 1: völlig konfliktfrei.

Gruppe 2 waren die beiden Halunken Hobbes und Plum, Wurfgeschwister. Solange sie im reine Hauskatzen waren, sie durften erst mit einem Jahr in den Freigang, vorher hatte ich viel zu viel Schiss, solange waren sie ein Kopp und ein Ar... Die beiden konnten sich im Haus nie trennen, der eine war dort wo der andere war. Mit dem Freigang änderte sich das, sie wurden unabhängiger von einander. Ab und an gab es die typische Katerkloppe, aber ohne Verletzungen und drei Minuten später lagen sie wieder irgendwo gemeinsam. Sie hatten leider nur zweieinhalb gemeinsame Jahre, daher weiss ich nicht, wie es sich entwickelt hätte. Ich geh mal davon aus, dass es auch später einigermaßen friedlich geblieben wäre.

Gruppe 2: ebenfalls konfliktfrei und einander sehr zugetan.

[Tiedsche]

Ich hatte auch immer nur Zweiergruppen mit Mädels. Diesmal 3 Mädels. Von den Zusammenführungen abgesehen herrscht hier immer Friede Freude Eierkuchen mit kleineren Zickereien wie sich das halt gehört. Dauerstress habe ich noch nie gehabt.
Unglücklich war mal die Kombi einer arthrosegeplagten Seniorin und einer übermütigen Amazone im besten Alter. Da mußte ich auch zeitweilig für Freiräume sorgen, weil es nicht schön ist, wenn die Alte ständig auf den Rücken liegt, um das prügelaffine Zweitmädel abzuwehren zu können. Durch den damaligen Freigang war das aber machbar.
Dauerstänkerei könnte ich aber auch nicht ertragen

[MajaLilly]

Meine Mädels kloppen sich hin und wieder und da können auch mal Fellpuschel fliegen.
Das ergibt sich aber immer aus dem Spiel heraus, wenn einer übermütig wird oder wenn sich jemand erschreckt. Also nur Kindergarten; später gibt's wieder Nasenküsschen.

Richtige bzw. fehlgeleitete Aggressionen haben wir hier keine.

Aber wenn doch, würde ich hier dann sofort eingreifen und erst einmal trennen, damit sich das nicht verfestigt. Auch vorbeugend !!

Meine Maja hatte vor Lilly Angst, als sie nach einer Narkose anders riechend vom Tierarzt kam. Maja ist leider sehr schnell verunsichert und wir arbeiten noch am Selbstvertrauen. Sie hat völlig ruhelos die fremde Katze gesucht und sich ständig erschreckt. Also wurden sie erstmal getrennt und zwei Tage später, als der Gruppengeruch stimmte, war der Spuk vorbei.
Hätte ich nicht eingegriffen, hätte es Klopperei oder Unsauberkeit aus Angst gegeben.

Durch diese Beobachtungen bin ich mir jetzt aber auch sicher, dass bei Maja und einer neuen Katze nur eine seeeeehr langsame Zusammenführung möglich wäre.
Lilly ist da viel entspannter im Umgang mit Fremden.

[Willi Winzig]

Danke für eure Berichte.
Ich freu mich auf weitere Berichte und Einschätzungen.

Ich schätze mal, meine Jungs liegen halt irgendwo dazwischen.

Keine super harmonische Truppe, aber auch kein Dauerstress.